Berlin ist ruppig. Zum Beispiel, gestern Nacht im Café Poznan. Das Café Poznan ist übrigens eine kitschige Kneipe auf der KArl-Marx-Allee, die schon bevor das Wort Hipster auf den europäischen Kontinent gelandet ist, aus unerklärlichen Gründen von coolen Leuten besucht wurde.
Ich saß also mit Freundinnen im Café Poznan oder genau genommen vor dem Café Poznan als die Wirtin, eine große schreiend raus kommt. „Was macht ihr hier, ihr dürft nicht da sein, es ist verboten, verboooten!!!“ Wir sitzen auf einer Baum-Umrandung vor dem Tisch, an dem weitere Freundinnen trinken.
Verstört gehen wir rein und doch wieder raus zu unserem Baum.
Marschschritte: die Wirtin erscheint wieder und schreit, brüllt und zittert vor Wut: was machen wir da, es ist verboten, wir sollen weg gehen, es ist verboten!! Ich verliere die Nerven, stehe auf und schreie ihr ins Gesicht: „Was soll die Scheiße, es ist nicht verboten, es ist ein öffentlicher Ort, wir gehen nicht weg!“ Beängstigt – oder nur genervt – geht sie wieder in ihre Kneipe und wir gehen zu einer anderen Kneipe.
Berlin ist ruppig und manchmal mehr.
Gestern war auch der 9. Mai, der Tag der Befreiung von der Naziherrschaft nach dem russischen „Kalender“. Am 9. Mai findet jedes Jahr beim Sowjetischen Mahnmal im Treptower Park eine ehrliche Gedenkfeier statt. Es ist das einzige Mal des Jahres, wo das imposante Gelände mit seinen Alleen und riesigen Steinplatten, Treppen und schwindelerregenden Statuen von den Berlinern nach Lust und Laune zum Feiern benutzt wird. Zumindest nach den Kranzniederlegungen und dem Auftritt von manchmal nationalistischen russischen Chöre. Dann sitzen kleine Gruppen, trinken, singen, spielen russische Musik. Hier eine Gruppe mit einer hervorragenden Tenorin, da entspannte Menschen mit Bier in der Hand, weiter weg ein Duo mit einer Art Dudelsack. Und dort läuft ein Rotgardist vorbei!
Vor den Toren des Geländes findet das Antifa-Volksfest statt. Im Halbkreis sind die Polit-, Fress- und Saufstände, vorne die Bühne auf der jedes Jahr Leningrad 44 spielt, und in der Mitte die Tische und Bänke für die Wodkatrinkenden. Und die Stimmung ist heiter! Der Wodka fließt, irgendwie scheint jede.r jemand beim Wodkastand zu kennen. Man sieht viele bekannte Gesichter, alle glücklich, dass wir heutzutage noch die Befreiung feiern können. Ab und zu werden Rechte und Arschlöscher am Kragen gepackt und vom Gelände rausgeschmiessen, und weiter wird gefeiert.
Und ich sitze da mit Freund*innen in dem erfreulichen Tumult. Ich versuche mitzuhalten, sie haben ja schon vor mir mit dem Trinken angefangen.
Und da, an dem Tisch vor uns, der große muskulöse Rudi haut auf einen Typ. Heftige Faustschläge hin und her, zwei Tische samt Gläser, Flaschen und Bänke fallen um, der Typ, sichtlich unterlegen, haut ab.
„Rudi, bist du ok? Was ist denn passiert?“ “ Alles ok, aber meine Brille ist kaputt.“ „Was ist denn passiert?“ „Die haben die ganze Zeit unsere Zigaretten geklaut, das kann ich nicht leiden sowas“.
Alle feiern weiter, ein oder zwei Vermittlerpersönlichkeiten reden mit den zwei verfeindeten Tischen, rundherum wird weiter getrunken und gelacht.
Um 22:00 müssen wir den Platz räumen, das Fest ist vorbei. Ich gehe noch mal zu Rudi:
„Alles ok? Du wirst bestimmt ganz schöne blauen Flecken bekommen“. „Nee, nee ich werde keine blauen Flecken haben. Wohnst du noch in deiner alten WG? Sag mal wir suchen einen Mitbewohner für unserer WG, weißt du vielleicht jemand?“
Ja es ist wohl Berlin, alles ein ziemlich ruppig und schon vergessen.
amstag in Juli am frühen Abend. Wolken am Himmel, Regen in der Luft.
Eigentlich wollten wir an den See zum Schwimmen; nun ist es die perfekte Gelegenheit zur Rummelsburgerbucht zu fahren. Wir wollen nicht an der Bucht schwimmen – manche behaupten es sei möglich – sondern zu einer Soliparty. Für Neuköllner ist die Rummelsburgerbucht eine ferne Insel, die man selten bereist und deren Sitten wir nicht kennen.
Vor zwei Monaten wurde dort ein Stück Land besetzt, so viel wissen wir, das wissen Viele sogar, aber vielmehr wissen wir nicht. Wie auch immer heutzutage wird sehr selten erfolgreich besetzt und mysteriöser ist auch noch, dass ein Stück Land besetzt wurde. Ein Haus, eine Wohnung ok. Aber eine Brachfläche? Kümmert es irgendjemand, dass eine Brachfläche östlich von Ostkreuz nicht mehr ganz brach liegt? Die Wagenburg – das kleine Wohnwagendorf das dort aufgebaut wurde – heißt Widerstrand. Widerstand an dem Strand der Rummelsburgerbucht für diejenigen die das nicht sofort verstanden hätten – Widerstand durch ihre Anwesenheit, Widerstand gegen die Bebauung, Privatisierung und Zubetonierung der Bucht.
Jedenfalls klingt es cool, eine Freifläche-Soliparty an der Bucht. Nichts schickes, nichts hippes aber geheimnisvolles. Also ab zum Strand!
Als wir das Tor der Halbinsel Stralau betreten, nämlich den S-Bahntunnel, sehen wir eine riesige Baustelle. Graue Betonwürfel dieser hervorragenden zeitgenössischen Berliner Architektur ragen empor.
Auch hier neben der S-Bahn wird gebaut, eng, viel, hoch und teuer. Es wird auf jeden Fall teuer vermietet und verkauft. Gleich hinter der Baustelle ist aber der kleine grüne Weg der zur Bucht führt.
Es fängt zwar zu regnen an, aber dort sind wir in einer anderen Welt, wuschelig und sandig mit kleinen Strandbarhütten, eine Wagenburg und auf der anderen Seite des Pfades, das Wasser der Bucht.
Wir fahren an einem Sandstrand vorbei. Zwischen den Regentropfen sehe ich einen Holztresen mit Zinkdach, weiter davon eine Plastikplane. Wir halten an. Ein Dutzend Leute sitzen unter der Plane auf Holzpaletten.
„Hallo, ist hier die Soliparty?“
„Ja, aber haben wir wegen dem Regen abgesagt“.
„Am Tresen ist noch Wein und Bier, wenn ihr wollt“. „Dort ist auch eine Spendendose“. „Ihre könnt euch gerne zu uns setzen“.
Wir kehren zu dem überdachten Holztresen zurück, finden unser Glück und gesellen uns zu den Kolleginnen unter der Plane. Wir sitzen ganz eng aneinander auf der Holzunterlage, die schon voller Sand ist. Gleich kommen wir ins Gespräch über die ins Wasser gefallene Party, dem Wagendorf und den Immobilieninvestitionen. Etwa 15 Leute haben hier ihre Bullis und Wohnwägen niedergelassen. Natürlich wissen sie, dass sie dort auf gestohlene Zeit leben. Es lohnt sich für sie trotzdem, sich diese Zeit zu nehmen, etwas aufzubauen und die Baupläne etwas anzuhalten. Sie haben sich dafür entschieden die Fläche in zwei zu teilen. Ein Teil fürs Wohnen und ein Teil für Freizeitsaktivitäten. Privat und Öffentlich sind von einem Zaun aus Baugittern und Brettern getrennt. Das Stück Land, auf dem wir uns befinden ist, klar, der öffentliche Bereich. Mit Aussicht auf das graue Wasser der Bucht, bitte! Vorne am Weg entlang ist ein Aufsteller, auf dem man aufschreiben soll, was man organisieren möchte. Das derzeitige Freizeitprogramm: Kino und grillen. Martin, um die dreißig, ein Bier in der Hand, erklärt uns, dass er davor in seinem Minibus am Straßenrand gelebt hat. An der Kante wie man schön sagt. Und dass es schon schöner ist, sich gemeinsam zu organisieren, das ist auch besser, wenn es darum geht eine Toilette zu haben. Früher ist er immer mit seiner Schaufel in den Park gegangen. Und das Bauprojekt? Die Lofts, die auf dem Sand errichtet werden sollen? „Es werden nicht nur Schlafbuden aus marmor-ähnlichen Stein entstehen, auch eine Coral World: das größte aller größten Aquarien, mit Haien“. Und so schließt sich der Kreis der Investorenwelt. Die Wagenburg hat Besuch von der Polizei bekommen, erzählt Martin weiter, aber es ist nichts passiert. Es sieht nämlich so aus, dass der Räumungsbefehl erst nach dem Sommer kommen wird, wenn Padovicz & co. rechtskräftige Eigentümer werden, und erwartungsgemäß eine sogenannte Räumungsklage stellen. Derzeit gehört die Fläche dem Land Berlin und sie warten, dass andere die Räumung beantragen. Sie werden sich bis dahin die Hände nicht schmutziger machen als sie eh schon sind und seit dem ungebetenen Besuch ist nichts mehr passiert. Martin meint, dass das Wagendorf die Räumung hinauszögern könnte, in dem sie auf ein Wohnrecht pochen, da sie dann faktisch seit mehreren Monaten an der Bucht wohnen. Na ja… Aber das Beste wäre es, wenn die bereits bestehende Vernetzung der Wagenplätze und Kritischen Bewohnerinnen, weitere Besetzungen an der Bucht unterstützen würde, fügt er hinzu.
Irgendwie haben die Wagenburgkumpels Kontakt zu der Anwohnerinitiative, die sich gegen das Bauprojekt gegründet hat. Die Anwohnerinnen haben darauf aufmerksam gemacht, dass sie an der Stelle von Luxuswohnungen gerne eine Kita und Sozialbauwohnungen hätten und sogar gerne ein paar Freiflächen behalten würden. Ein Bruchteil davon würden sie bekommen, meinten Bezirkspolitikerinnen. Wie und warum das Bauprojekt überhaupt genehmigt wurde, daran konnte sich keiner von ihnen erinnern.
Trotzdem klingt es nicht, als ob sich alle unter dem Aufruf „besetzt die Bucht!“ versammeln würden.
In der Zwischenzeit regnet es richtig, aber es ist gemütlich hier. Am Tresen ist sogar zu essen, super lecker in Plastik verpackte Bio-Wraps. Anscheinend ist in der Nähe ein ganz guter Supermarkt mit vollen Containern.
Plötzlich, zwischen den Regentropfen, erscheint der Karim und torkelt auf uns zu.
„Da seid ihr! Haha, der Widerstrand ist das? Nebenan ist ein Wagenplatz mit osteuropäischen Punkern, ich hab sie gefragt, seid ihr der Widerstrand? Ja, ja, Widerstrand und ich habe mit ihnen Bier getrunken, aber ihr wart nicht da, wir haben weiter getrunken und ich habe gefragt habt ihr Rebekka und Pierre gesehen und nee. Was gibt es hier zu trinken?“
Ich hole eine Flasche Weißwein vom Tresen, wandere zur Plastikplane zurück und setze mich noch enger an die anderen, weil der Regen anfängt von den Seiten rein zu kommen. Zwischen den Regentropfen kommt ein Typ angelaufen, fragt nach der Soliparty und setzt sich hin.
Er ist der Philipp, sagt er, er kommt von einer Seebrücke-Demo. Nicht für das Wasser der Bucht oder der Glaskästen einer phantastischer Coral World. Für geflüchtete kann Meereswasser der Weg in eine andere Welt sein, oder das Ende der Reise.
Die Seebrücke, die Organisation, die geflüchteten auf dem Meer rettet, wird kriminalisiert. Also fand heute eine Demonstration dagegen statt. Sie soll groß gewesen sein. Und Philipp erzählt.
Jetzt sind unsere Holzpaletten nass. Karim fragt, ob wir in eine Kneipe möchten und wir fragen Philipp, ob er mit uns in eine Kneipe möchte. Ja er möchte gerne und kennt eine sehr nette, auf dem Festland auf der anderen Seite der S-Bahn-Brücke. Und so haben wir die Nacht in einer Kneipe deren Wände das Nikotin von hundert Jahren aufgesaugt hatte, in netter Gesellschaft verbracht.
Inzwischen sind die zwei Wagenplätze, der mit Karims Punkern und der mit der öffentlichen Freizeitfläche, natürlich weggeräumt worden. Ein breiter Widerstand gab es dagegen nicht, wenn auch die Bewohnerinnen alles versucht haben. Heute, nicht mal in den Tiefen des WorldWideWeb, findet man eine Spur des Widerstrands. Ich bilde mir aber ein, dass ich von Martin gehört habe. Heute früh wurde eine Brachfläche in Lichtenberg besetzt, sie haben eine Tafel, die Anwohnerinnen dazu einlädt, sich mit ihren neuen Nachbar*innen zusammen zu tun.
In der Stadt bewege ich mich grundsätzlich mit dem Fahrrad. Ein altmodisches Analogmodel, wo man ordentlich auf die Pedale drücken muss. Mein Fahrrad hat hinten einen Korb, um Einkäufe betätigen zu können, aber vorne eine gelbe Blume am Lenker, damit ich es in der Menge der parkenden Fahrräder wieder finden kann. Es ist sehr nützlich, wirklich. Stellt euch vor, ihr habt gerade euren Fahrrad vor dem Supermarkt geparkt, da wo noch Platz war, im Supermarkt habt ihr vierzig Minuten verbracht, weil ihr den Essig gesucht habt, auf der Suche ganz viele Sonderangebote bewundert habt, und an der Kasse jemand ein Smartguthaben zurückgeben wollte, weil es nicht so smart war, aber Zurückgeben ging nicht. Ihr kommt aus dem Supermarkt und steht vor einem Meer schwarzer Fahrräder bis zum Horizont. Würdet ihr noch wissen, wo genau euer Gefährt steht? Ich brauche nur einen Blick nach rechts und nach links und schon sehe ich die gelbe Blume in der Menge leuchten.
In Städten braucht man Tricks und Überlebenswillen. Manchmal auch den Drang zur Sabotage.
Wenn ich vormittags zur Arbeit fahre, schlängle ich mich zunächst zwischen den Autos hindurch. Mist, ich habe schon wieder mein Helm vergessen! Wenn ich die Fahrradspur erreicht habe, reihe ich mich hinter den flitzenden Rädern ein. Meine Bremsen funktionieren gut und ich kann mühelos ein paar Fußgängerinnen, zerbrochenen Flaschen vom letzten Karneval der Kulturen und herum liegenden Mieträdern ausweichen. Andere Fahrradfahrerinnen überholen mich und verschwinden in die Ferne. Es ist Sommer, es ist heiß, es sind noch mehr Fahrräder als sonst aber nicht weniger Autos, Mofas, LKWs, Rikschas und sonstige Fortbewegungsmittel. Ich entschleunige kurz, denn vorne schreit eine Fahrradfahrerin einen LKW-Fahrer an. Sie ist rot und wütend. Ein weiterer Fahrradfahrer kehrt um, um auch den LKW anzuschreien. Man muss es ihm zeigen!
Wenn ich bei der Arbeit ankomme, sind alle Fahrradstangen schon belegt, ein paar beschissene Mieträder sind seit Tagen dort befestigt. Ich arbeite bei einer großen Institution mit Sicherheitsschutz, also tue ich so als ob mich die Anwesenheit der Mieträder meine Zerstörungslust nicht entfachen würde. Ich weiß eh, dass es um die Uhrzeit eine freie Laterne um die Ecke gibt.
Nach der Arbeit ist es vor der Arztpraxis das gleiche Szenario. Zwei Urrah-Räder, rot leuchtend schön säuberlich an den Stangen befestigt. Sie sind so protzig, dass sie den Platz von vier Rädern in Anspruch nehmen. Sie verhöhnen mich. Ich befestige mein Fahrrad an einem der Produkte dieser widerlichen Firma. Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts und ich steche den Schlauch eines Uber-Rads mit einer Pinnnadel, die ich dabei habe. Ich habe einen Freund, der meint, diese Firmenräder seien nicht die wirklichen Feinde und er ist ganz empört über meinen Kreuzzug. Andere Freunde finden das ganz gut. Einer hat Kabelbinder und einen Hund, der sich sehr gern in der Nähe der bunten e-bikes erleichtert.
Was werden wir aber machen, wenn die E-Roller kommen? Nun sind die E-Roller gekommen und wir konnten nichts machen. Bulldozersicher sind sie gebaut worden.
Kurz davor waren es die e-Skooters. Davor sind kaum Skooters in Berlin gesichtet worden. Jetzt rattern sie meine Straße hoch und runter. Pflastersteine stören sie nicht und ich habe Lust sie mit eben solchen Steinen zu bewerfen.
Zwischen den Rollern, Autos, LKWs, Skooters, Fahrrädern, Rollschuhe, sind die Minibusse der Berliner Verkehrsbetriebe. In vielen Ländern sind öffentliche Verkehrsbetriebe quasi inexistent, manchmal übernehmen Motorradfahrer die Kurzstrecken, andere Male sind es Fahrrad oder Menschen getriebenen Rikshas, Großraumautos, Minibusse…
Hier haben scheinbar die öffentlichen Verkehrsbetriebe entschieden, dass sie ein bisschen mehr diesen Länder ähneln sollten. Anstatt den Verkehr mit Bussen, Straßenbahnen oder ähnlichem auszubauen, wurden bunte Großraumautos eingeführt. Aber Achtung, die kann man per App bestellen! Deshalb ist es gaaanz anders, viel mehr angepasst an den Bedarf einer modernen Großstadt. Es geht darum „Verkehrslücken“ zu schließen. Doch, doch, es gibt Lücken im Verkehr. Auf jedenfalls in den Innenbezirken, wo U-Bahnen in drei- und Busse in Fünfminutentakt fahren. Dazwischen gibt es zahlreiche Lücken, denn in der Tat, im Stadtzentrum, parken diese Taxis in den Lücken zwischen den Fahrrädern und laden aus und ein.
Das alles ist jedoch nicht permanent in Bewegung, es muss auch mal ruhen. Am meisten Platz nehmen dabei die Autos. In meiner Straße scheinen manche am liebsten vor unserer Ein- und ausfahrt zu parken. Im Haus hat keine/r ein Auto, also könnte es uns egal sein. Die blockierte Ausfahrt bringt aber kleine Unannehmlichkeiten des Stadtlebens mit sich, wie Mülltonnen, die nicht geleert werden, und eine gesperrte Feuerwehrzufahrt bei Unfällen. Drei Monate lang, habe ich einen drei-Stufen-Plan durchgeführt.
Stufe eins – oder die pädagogische Stufe: ein Schild an den Autos anbringen mit der höflichen Anmerkung, dass sie in eine Zufahrt parken, dass dadurch oben genannte Probleme entstehen und die bitte woanders zu parken.
Stufe zwei – oder die Berliner Stufe: Ein Schild mit dem Hinweis „Hier ist eine Zufahrt, fahren sie weg oder wir rufen das Ordnungsamt an!“ (oder die Polizei je nach dem). Das große gesprühte Parkverbotszeichen vor der Tür war auch teil dieser Stufe.
Schließlich Stufe drei – die militante Stufe: entsprechende Sticker auf die Autospiegel kleben und ab und zu einparkende Autofahrer verbal bedrohen. Die nicht geleerten Mülltonnen haben wir jedoch nicht auf die Motorhaube geworfen.
Wenn nichts hilft, und man keine Lust hat die Polizei, die ohnehin nichts tun würde, anzurufen, hofft man auf eine höhere Kraft. Sie kam eines Tages in ihrer urbanen Form: als angestellten des Ordnungsamts, die auf den Bürgersteig fahrende Räder um 10 Euro erpressten.
In der Hoffnung sie von ihrer Mission abzulehnen ging ich auf sie zu und fragte, ob sie auch die Autos vor unserer Zufahrt verschleppen würden. „Ja sagte der eine“, „es hängt davon ab“ meinte die andere. „Toll was soll ich denn machen?“ „Hier ist die Visitenkarte des Ordnungsamts Neukölln, wenn sie mit ihrem Auto nicht rein können, rufen sie diese Nummer an.“ „Wie ist denn ihre Zufahrt, parken Autos bei ihnen im Hof?“ „Es parken keine Autos, aber die Mülltonnen, die Feuerwehr, die können nicht rein, es ist ein Problem, oder?“ „In diesem Fall sind wir nicht zuständig.“ „Es muss doch was möglich sein oder, es kann nicht erlaubt sein, es ist ein Problem, stellen sie sich vor….“. „In diesem Fall können sie die Polizei anrufen, in Vorkasse für das Abschleppen gehen und dann dem Autobesitzer die Rechnung schicken“.
Es hilfst nichts. Keine Tricks, keine Sabotage, kein Dreiphasen-Plan, kein Kaiser noch Tribun. Zumindest nicht als Einzelgängerin in der Stadt.
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